"Ich hatte jeden Tag Angst, dass ich wegen meines schlechten Englisch auffliege" - Erfahrungsbericht von Marina B., Produktmanagerin:
"Ich habe im Sommer 2012 die Englischangst-Therapie bei Natalie begonnen, weil in meinem Job plötzlich mehr und mehr Englisch gefordert wurde und ich nicht in der Lage war, Englisch zu reden. Ich bekam Angstgefühle und Beklemmungen, sobald ich Englisch reden sollte. In den Jahren davor war Englisch in meinem Beruf nie ein großes Thema gewesen, meine Kunden und Geschäftspartner waren alle deutschsprachig und falls mal doch eine englische Email kam, konnte ich mich immer ganz gut durchmogeln. Plötzlich hatte ich aber neue Kollegen und neue Kunden, die nur Englisch sprachen, und die Englisch-Anforderungen wurden jeden Tag mehr. Ich fühlte einen unglaublichen Druck und das Thema Englisch fing an, mich richtig zu stressen.
Ich bin in der ehemaligen DDR groß geworden und hatte immer das Gefühl, das die "Wessis" einem etwas voraus haben, was Englisch betrifft. Ich habe mir in Englisch
einfach nichts zugetraut. Ich arbeite in einem großen Konzern und es gibt bei uns auch Englischkurse für die Mitarbeiter, aber es war mir einfach zu peinlich, vor meinen Kollegen Englisch zu
sprechen. Dass ich eine tiefsitzende Angst hatte, war mir zu dem Zeitpunkt noch gar nicht klar.
Erst im Laufe der Therapie habe ich gemerkt, dass Englisch für mich tatsächlich ein psychologisches Problem darstellte: Sobald von mir gefordert wurde, dass ich Englisch sprechen sollte, ging gar nichts mehr. Ich habe einfach von vornherein gedacht: Das wird nichts. Und dann wurde es auch nichts. Ich habe sehr viele sehr peinliche Situationen im Job gehabt, in denen ich gebetet habe, dass keiner merkt, wie blockiert ich bin. Abends konnte ich nicht mehr einschlafen, weil ich Angst hatte, am nächsten Tag aufzufliegen, enttarnt zu werden und dann meinen Job zu verlieren. Und alles nur wegen Englisch.
Ich musste in der Therapie erst einmal verstehen, was mich da so genau blockiert. Es war nämlich nicht mein schlechtes Englisch, sondern meine eigenen vernichtenden Gedanken, die mich so gehemmt haben. Ich wusste vorher gar nicht, wie machtvoll Gedanken sein können und wie wichtig es ist, beim Erlernen einer Fremdsprache die eigene negative Selbstkritik im Griff zu haben. Was mir in der Therapie am meisten geholfen hat, war das Selbstvertrauen, das ich in mir aufbauen konnte. Ich habe gelernt, darauf zu schauen, was ich gut mache und nicht auf das, was vielleicht meine "Fehler" sind. Ich war oft sehr überrascht über meine schlechte Selbstwahrnehmung und dass vieles, was ich als meine Schwächen ansehe, eigentlich meine Stärken sind.
Ein Beispiel: In meinem Gesicht kann man sehr gut lesen, was in mir vorgeht. In Deutsch habe ich es ganz gut im Griff, anderen trotzdem nicht zu viel von mir zu zeigen. In Englisch hatte ich aber immer das Gefühl, wie ein offenes Buch zu sein, in dem man alles lesen kann. Darunter habe ich sehr gelitten, und es hat mich natürlich noch mehr blockiert. In der Therapie habe ich jedoch verstanden, dass ich gerade mit dieser Offenheit sehr viele Punkte bei englischsprachigen Gesprächspartnern sammeln kann. Ich wollte es erst nicht glauben, bis zu dem Tag, als mein Chef mich zu sich ins Büro rief und mir einen neuen Job anbot. Ich sollte einen neuen, internationalen Bereich übernehmen, es war eine tolle Chance. Als Begründung für die Beförderung sagte er mir: "Unsere ausländischen Kollegen mögen Sie, besonders Ihre Offenheit und Warmherzigkeit. Und natürlich Ihre Professionalität. Herzlichen Glückwunsch."
Wenn ich heute an die Zeit zurückdenke, in der ich so viel Angst vor Englisch hatte, kann ich gar nicht glauben, was für einen Kopf ich mir gemacht habe. Ich habe damals allen Ernstes gedacht, dass ich ein stammelndes, unsicheres und hilfloses Wesen bin, dass andere mit ihrem schlechten Englisch belastet. Meine ausländischen Kollegen haben mir später gesagt: "You were wonderfully imperfect" ("Du warst so herrlich unperfekt").
Ich kann nur jeden ermutigen, sich weder von Englisch Hemmungen noch von anderen Selbstblockaden im Job oder sonst im Leben behindern zu lassen. Jeder kann es schaffen, Hemmungen zu überwinden und vielleicht dabei auch etwas ganz Neues über sich zu erfahren."
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