Achtsamkeit kann tatsächlich am Anfang Stress bedeuten. Deshalb geben es viele Menschen schnell wieder auf. Wenn man aber verstanden hat, warum dieser Stress anfangs entsteht, ist es leichter, Achtsamkeit im Alltag dauerhaft zu integrieren:
Woher kommt dieser Stress, wenn man versucht, achtsam zu sein?
Ganz einfach: Achtsamkeit ist wie ein Muskel (ein Aufmerksamkeitsmuskel), den man trainieren muss. Ein untrainierter Muskel steht bei Beanspruchung unter Stress, und so ist es auch bei der Achtsamkeit: Je mehr man trainiert, die Zähne zusammenbeisst und regelmässig praktiziert, umso leichter wird es und umso mehr Freude hat man daran. Es ist auch wichtig, zu wissen, dass wir es gewohnt sind, unsere Aufmerksamkeit von anderen Dingen, wie zum Beispiel dem Fernsehen, beanspruchen zu lassen, statt unsere Aufmerksamkeit selbst bewusst auf etwas zu lenken. Mehr davon in den nächsten Kapiteln:
"Wie gehe ich mit dem Stressgefühl um, wenn ich versuche, achtsam zu sein?"
So wie Sie es auch beim Sport machen würden: Wenn Sie wissen, dass es ein untrainierter Muskel ist, der sich meldet, dann machen Sie einfach weiter, denn Sie wissen ja, dass es die Belastung ist, die Sie zum gewünschten Ergebnis führt. Beim Achtsamkeitstraining ist es schwierig, weil es sich um eine mentale Herausforderung handelt. Und - leider - sind mentale Herausforderungen in unserer Zeit etwas, das gerne umgangen wird. Es ist leichter, sich abends vor den Fernseher zu setzen, als die volle Aufmerksamkeit auf etwas zu richten. Und wenn Sie jetzt entgegnen, dass Sie doch Ihre volle Aufmerksamkeit dem Fernsehen widmen, dann lesen Sie unbedingt den übernächsten Abschnitt:
Warum fällt es so schwer, die Aufmerksamkeit auf etwas zu richten?
Weil wir es nicht gewohnt sind. Es gibt Momente, in denen wir unsere Aufmerksamkeit auf die Arbeit richten, auf alltägliche Verpflichtungen, auf den Haushalt und die Kinder - aber in den seltensten Fällen tun wir das voll und ganz. Meist läuft irgendetwas nebenher, um die Tätigkeit angenehmer zu machen. Ein gutes Beispiel hierfür ist das Essen: Ich kenne wenige Menschen, die es schaffen, beim Essen nicht fernzusehen oder aufs Handy zu schauen, es sei denn, man isst mit anderen Menschen zusammen. Das Problem der Ablenkung, zum Beispiel durch Fernsehen, ist dabei ein ganz spezielles, mehr dazu im folgenden Kapitel:
Das Achtsamkeitsproblem beim Fernsehen
Achtsamkeit muss man sich wie eine Taschenlampe vorstellen. Wohin wir diese Taschenlampe leuchten, dahin geht unsere Aufmerksamkeit. Es wird behauptet, dass das, worauf wir unsere volle, bewusste, Aufmerksamkeit richten, wächst und gedeiht. Man könnte auch sagen, man geht mittels der Aufmerksamkeit mit etwas sehr stark in Verbindung. Deshalb sollte man seine Aufmerksamkeit immer auf Dinge richten, die man in seinem Leben haben will. Dem Fernsehen die volle Aufmerksamkeit zu widmen, kann daher manchmal nicht guttun, wenn zu viele negative Gefühle über den Bildschirm flackern.
"Wie schaffe ich es, achtsamer im Alltag zu sein?"
Suchen Sie sich eine kleine Tätigkeit aus, die Sie jeden Tag achtsam praktizieren, zum Beispiel das Zähneputzen. Die Gedanken wandern schnell ab bei täglichen, langweiligen Verrichtungen, deshalb ist das Zähneputzen ein gutes Beispiel, um anzufangen. Leuchten Sie Ihre innere Taschenlampe voll und ganz auf das, was Sie da gerade tun, so als ob Sie es das allererste Mal in Ihrem Leben tun. Meinen Klienten erkläre ich es oft auch so: Stellen Sie sich vor, Sie wären ein Wissenschaftler in einem Labor und beobachten sich im Spiegel beim Zähneputzen. Was sehen Sie? Wie beschreiben Sie es? Was ist heute anders als sonst? Der beobachtende Blick ist das entscheidende bei der Achtsamkeit, deshalb kann das Laborbeispiel helfen, diese Haltung zu entwickeln. Sie werden schnell merken, wie gut es tut, achtsam zu sein. Man kann den Vorteil von Achtsamkeit nur bedingt erklären, aber sehr schnell spüren, wenn man regelmässig übt. Ich wünsche viel Erfolg dabei!
Zu mir: Ich bin Natalie Marby und ich arbeite psychotherapeutisch mit Menschen, die starke Angst vor dem Englisch reden haben. Mehr Informationen dazu finden Sie hier: Therapie bei Englischangst.
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