Von jetzt auf gleich plötzlich Englisch zu sprechen ist für viele Menschen dermaßen überwältigend, daß sie kein Wort herausbringen. Lesen Sie hier, was in dem Moment innerpsychisch passiert:
Gefühl von Hilflosigkeit
Abrupt Englisch sprechen zu müssen ist so, als ob jemand sie von hinten schubst, während Sie auf dem Zehn-Meter-Brett stehen. Das WILL man einfach nicht! Es macht wütend, hilflos und weckt Schamgefühle. Es ist etwas ganz anderes, wenn man SELBST springt. Denn dann kann man sich innerlich darauf einstellen. Und das ist beim Sprechen einer Fremdsprache enorm wichtig, denn der Kreativfluss entscheidet, ob wir eine fremde Sprache flüssig und frei sprechen.
Nicht selbst entscheiden können
Wenn jemand Sie "zwingt", sofort Englisch zu sprechen, weil er zum Beispiel einfach in die Fremdsprache wechselt, ohne Sie vorher zu fragen, dann ist das eine Art Grenzüberschreitung (die jedoch in unserem Alltag vollkommen normal geworden ist). Ihre Psyche registriert aber sehr genau, dass jemand Ihnen im Grunde zu nahe getreten ist. Sie werden in eine Situation geschubst, in der Sie sich blamieren könnten. Das einzige, was der Seele in dem Moment einfällt, um sich zu schützen (und auch um sich zu wehren!), ist, zu blockieren. Das ist ein kindlicher Abwehrmechanismus, da man sich nicht in der Lage fühlt, den Konflikt erwachsen auszutragen, bzw. weil die Gesellschaft von einem erwartet, diese Grenzüberschreitung zu dulden, sprich: sofort auf Englisch zu funktionieren.
Verschaffen Sie sich Raum
Ich rate meinen Klienten immer, dem anderen zu signalisieren, dass er eine Grenze überschritten hat. Man kann ja gerne auf Englisch antworten - aber nicht sofort. Atmen Sie einmal tief aus, lächeln Sie, sagen Sie "Sorry?", so dass der andere seine Frage oder seinen Satz nochmal wiederholen muss. Das verschafft Ihnen ein paar wertvolle Sekunden, in denen Sie sich sammeln können.
"Springen" Sie nicht sofort!
Stellen Sie sich vor, Sie stehen auf dem Zehn-Meter-Brett und von hinten gibt Ihnen jemand einen kleinen Anschubser - gerade so viel, um Sie in Alarmbereitschaft zu versetzen. Und Sie springen dann aber erstmal nicht - sondern atmen tief ein und aus, drehen sich um, schauen diesen Menschen an, lächeln und fragen, was er möchte. Das alles dauert nur ein paar Sekunden, aber es verschafft Ihnen eine gewisse Würde und Kontrolle über die Situation. Wenn dann dieser Mensch sagt: "Ich will, dass du springst!", dann können Sie ruhig an den Rand gehen und springen, wenn SIE es möchten. Das ist aber ein komplett anderes Gefühl, als wenn Sie SOFORT springen, sobald Sie angeschubst werden. Und genauso können Sie es mit Englisch machen.
Bringen Sie sich innerlich auf die Englischspur
Es ist ein bisschen wie bei einem Zug: Wenn Sie den Zug am Anfang nicht richtig auf die Schienen bringen, dann wird er vom ersten Moment an schief liegen und die Fahrt wird zur Qual. Was ich damit meine, ist, dass Sie sich innerlich auf Englisch einstellen müssen. Das Gehirn vollbringt eine Meisterleistung, wenn wir in einer Fremdsprache kommunizieren. Wie Sie sich innerlich auf Englisch einstellen, um eine Blockade zu vermeiden, erfahren Sie in meinem Blogbereich: Selbstbewusst Englisch sprechen
Zu mir: Ich bin Natalie Marby, Englischangst Therapeutin in Hamburg. Ich arbeite auch mit vielen Menschen online. Mehr Informationen finden Sie hier: Therapie bei Angst vor dem Englisch reden.
Zum Weiterlesen: Sich abgrenzen beim Englisch sprechen: Für viele ein Problem.
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Ilka (Donnerstag, 15 November 2018 12:13)
Gut, dass du das mit der Grenzüberschreitung geschrieben hast, das habe ich so noch nie gesehen. Aber es stimmt: es ist grenzüberschreitend. Da dürfen wir alle gern besser auf uns achten.
So gesehen, ist es gut, dass wir dann blockieren, das ist ein positives Signal an uns selbst, einfach STOP! zu sagen. :))
Natalie Marby (Freitag, 16 November 2018 16:05)
Liebe Ilka, da hast du absolut Recht: Die Blockade ist ein Schutz.
Danke für diesen - wieder einmal - sehr schönen Kommentar von dir!
Viele Grüße, Natalie