Es gibt drei selbstsabotierende Überzeugungen, die jedes freie und flüssige Englisch sofort blockieren:
1. "Ich spreche Kinderenglisch"
Diesen Satz höre ich von fast allen meinen Klienten am Anfang. Obwohl die meisten Menschen, die mich wegen Englischangst kontaktieren, ziemlich gut und professionell Englisch sprechen, haben sie selbst den Eindruck, dass sie schlechtes Schulenglisch sprechen. Was ich in solchen Fällen mache: Ich übersetze das Englisch meiner Klienten Wort für Wort und peinlich genau ins Deutsche. Damit sie sehen können, dass es sich bei ihrem Englisch um sehr gutes und vollkommen angemessenes Englisch handelt. Meist muss man es erst in Deutsch hören, um festzustellen, dass an dem Englisch gar nicht Verkehrtes ist. Englisch ist nun einmal eine etwas einfachere Sprache als Deutsch - da denkt man schnell, dass es zu simpel klingt.
2. "Das klingt alles falsch"
Das Interessante ist: Wenn man den Fokus darauf legt, dass alles falsch klingt, dann klingt tatsächlich alles falsch, auch wenn es grammatikalisch richtig ist. Hier helfen Übungen zu mehr positivem Denken und zu weniger Selbstkritik beim Sprechen. Manchen fällt das sehr schwer, weil sie gedanklich immer noch in der Schule sind, wo sie bewertet wurden und wo die Gefahr bestand, sich lächerlich zu machen. Solchen Menschen erkläre ich, dass Sie im Berufsleben eine ganz andere Situation vorfinden, als in der Schule (eigentlich ist das ja klar, aber es ist den meisten meiner Klienten dennoch nicht wirklich bewusst). Als Schüler muss ich die Fragen des Lehrers beantworten und darf selbst keine (oder nur wenig) Fragen stellen. Ich laufe Gefahr, mich vor der Klasse lächerlich zu machen oder mich beim Lehrer unbeliebt zu machen. Ich bin angewiesen auf die Bewertung des Lehrers und er hat die Macht, meine Leistung als gut oder schlecht anzusehen. All das ist im Beruf nicht mehr so, und trotzdem fühlen sich viele Menschen, wenn sie Englisch im Job sprechen müssen, wie bei einer Englisch Klausur. Dabei ist es nicht mehr so wichtig, grammatikalisch perfekt zu sprechen, sondern jetzt kommt es darauf an, eine Botschaft zu vermitteln, Beziehungen aufzubauen und sympathisch zu wirken. Das ganze Schulenglisch hilft da wenig bis gar nicht. Und der Fokus auf perfektes Englisch ist am Anfang ein echter Hinderungsgrund. Diese mentale Brücke müssen jedoch viele erst schlagen, um sich auf Englisch frei und sicher ausdrücken zu können.
3. "Ich weiss die Wörter nicht"
Auch das ist ein Glaubenssatz, der jedes flüssige Englisch sofort blockiert. Weil der Fokus auf Wörtern ist, die fehlen. Dabei haben Sie garantiert noch viele andere Wörter im Kopf (und auch parat), die das fehlende Wort umschreiben könnten. Die Angst vor dem fehlenden englischen Wort ist aus meiner Sicht die schlimmste "Englisch Krankheit", die es gibt. Sie macht absolut unfrei und unkreativ. Ich rate in solchen Fällen immer dazu, sich nicht auf die fehlenden, sondern auf die vorhandenen Wörter zu konzentrieren. Das kann man mental trainieren: Wenn Sie an einem Fluss sitzen und in diesem Fluss schwimmen goldene und rote Fische vorbei, dann ist es leichter, sich auf die roten Fische (die fehlenden Wörter) zu fokussieren, aber dann sehen Sie die goldenen nicht (die vorhandenen Wörter). Wenn Sie es schaffen, Ihren inneren Blick auf die vorhandenen Wörter statt auf die fehlenden zu lenken, werden Sie sehr schnell merken, dass es Ihnen leicht fallen wird, frei und flüssig Englisch zu sprechen und dass Sie immer einen Weg finden werden, das, was Sie sagen wollen, notfalls zu umschreiben.
Zum Weiterlesen: "Ich vergesse einfach alles, wenn ich Englisch reden muss"
Zu mir: Ich bin Natalie Marby, zweisprachig (Englisch/Deutsch) und Therapeutin in Hamburg. Ich habe mich auf die Behandlung von Englisch Phobie spezialisiert und biete diese Arbeit auch telefonisch an. Mehr Informationen finden Sie hier: Therapie bei Angst vor dem Englisch reden.
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