"Du musst einfach nur sprechen, dann wird das schon!" - diesen Satz hören Menschen mit Englisch Sprechangst sehr oft. Es löst das eigentliche Problem aber nicht. Warum, lesen Sie hier:
"Einfach sprechen" verstärkt oft das Englisch problem:
Wenn ein Mensch mit einer psychischen Englisch Blockade versucht, sich zum Sprechen zu überwinden, kann das zugrunde liegende Problem sogar verstärkt werden, und zwar aus dem folgenden Grund: Eine Englisch Sprachbarriere deutet immer auf einen Gefühlsanteil aus der Vergangenheit, der durch etwas aus der Gegenwart wieder aktiviert wird. Hierzu ein Beispiel:
Herr M. fühlt sich beim Englisch sprechen unwohl. Er kann es sich nicht erklären, aber immer, wenn er vor seinen Kollegen Englisch reden soll, gerät er ins Schwitzen und spürt leichte Angst. Er tut das als Nervosität ab und bucht einen Englisch-Intensivkurs, bei dem er gezwungen ist, jeden Tag vor einer Gruppe von Menschen, die er nicht kennt, Englisch zu sprechen. Nach dem ersten Tag werden die Angstgefühle stärker, so dass er sich noch mehr zwingt, zu sprechen und damit seine Angst endgültig zu überwinden. Am Ende des Intensivkurses ist jedoch seine Angst in Panik umgeschlagen und er bringt kein einziges englisches Wort mehr über die Lippen. Seine ursprünglich leichte Angst vor Englisch ist in eine absolute Sprechblockade umgeschlagen. Der Grund hierfür ist, dass das Englisch sprechen bei Herrn M. eine Erinnerung aktiviert hat, die mit unangenehmen Gefühlen verbunden ist. In seinem Fall war das eine Erinnerung aus dem Englischunterricht an der Schule, bei der Herr M. vom Englischlehrer vor der ganzen Klasse lächerlich gemacht wurde, weil er das "th" nicht aussprechen konnte. Obwohl Herr M. inzwischen das "th" problemlos sprechen kann, verfolgt ihn unbewusst diese Erinnerung und die damit verbundene Angst, noch einmal lächerlich gemacht zu werden. Der Intensivkurs hat diese Angst verschlimmert, weil der Kurs das Grundproblem nicht gelöst hat.
Es geht meistens nicht um die Angst vor Englisch
Bei den meisten Betroffenen geht es im Kern nicht um eine Angst vor der englischen Sprache, sondern um eine der folgenden Ängste:
- Angst, lächerlich gemacht zu werden
- Angst, dumm zu erscheinen
- Angst, ungebildet zu erscheinen
- Angst, ausgegrenzt zu werden (nicht dazu zu gehören)
- Angst, jemanden zu enttäuschen (z.B. den Chef)
- Angst, nicht zu verstehen oder nicht verstanden zu werden
- Angst, hilflos zu wirken (und dann Hilfe annehmen zu müssen)
- Angst, nicht gut genug zu sein (z.B. für den Job, bei dem Englisch eine Voraussetzung ist)
Diese Ängste können therapeutisch gut behandelt werden, da sie meist aus der Kindheit, Schulzeit oder dem jungen Erwachsenenalter stammen. Um diese Ängste zu überwinden, muss man jedoch nicht in die Vergangenheit gehen, sondern kann sich anschauen, was die englische Sprache im Hier und Jetzt in einem bewegt (mehr dazu erfahren Sie hier: Die 3 wichtigsten Tipps gegen die Angst vor dem Englisch reden)
"Einfach sprechen" verstärkt die Grundangst beim Englisch reden:
Wenn jemand, der von Englisch Sprechangst betroffen ist, sich zwingt, einfach zu sprechen, dann wird die Grundangst (z.B. die Angst davor, lächerlich gemacht zu werden) verstärkt. Denn der Betroffene beginnt quasi einen Kampf gegen sich selbst - und den kann man nicht gewinnen. Die Theorie, dass "einfach sprechen" bei Englisch Blockaden hilft, kommt aus der Motivationspsychologie: Man geht davon aus, dass eine bestimmte Erfolgsaussicht, z.B. eine englische Präsentation souverän zu meistern, dazu führt, dass man seine gewohnten Denkpfade verlässt und Neues wagt, weil die Aussicht auf Erfolg einen dazu motiviert. Diese Theorie ist jedoch bei Englischangst vollkommen wirkungslos, da hier die Betroffenen nicht mit einem Mangel an Motivation kämpfen, sondern mit einem sogenannten "Trigger", der alte Ängste weckt, ohne dass man diese Ängste bewusst einordnen kann. "Einfach sprechen" geht somit hier komplett am Problem vorbei.
Leiden Sie an einer unerklärbaren Angst vor dem Englisch reden?
Es könnte sich bei Ihnen um Englisch Sprechangst handeln, die psychologisch begründet ist. Ich arbeite seit 2011 therapeutisch mit Menschen, die solche Englischblockaden haben. Mehr zu mir und meiner Arbeit erfahren Sie hier:
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