Frühere Traumata im Zusammenhang mit der englischen Sprache können später im Leben dazu führen, dass man zum Beispiel im Beruf die englische Sprache nicht anwenden kann, ohne von Angstgefühlen überflutet zu werden. In diesem Artikel erkläre ich, wie Fremdsprachentraumata entstehen, gebe Beispiele und erläutere, wie man sich davon befreien kann.
Wie entsteht ein Fremdsprachentrauma?
Ein Fremdsprachentrauma kann immer dann entstehen, wenn Betroffene in einer Situation, in der sie mit der Fremdsprache konfrontiert werden oder sie selbst anwenden, einen Kontrollverlust erleben, den sie als überwältigend und bedrohlich erleben. Für die Betroffenen ist der Kontrollverlust eine psychische Ausnahmesituation und sie spüren extreme Angst. Es besteht eine Unfähigkeit, mit der Situation umzugehen und deshalb wird die Situation, wenn möglich, vermieden.
Beispiele für Fremdsprachentraumata:
- Ein typisches Beispiel ist folgende Situation: Im Englischunterricht ruft ein Lehrer einen Schüler nach vorn an die Tafel und fragt den Schüler Vokabeln ab. An sich ist diese Situation nichts ungewöhnliches - Lehrer rufen Schüler immer mal wieder nach vorn und es ist sogar ein ausdrückliches pädagogisches Ziel, Schüler darin zu trainieren, sich selbstbewusst vor der Klasse zu behaupten, während sie zum Beispiel etwas präsentieren. Ein Schüler kann jedoch durch eine solche Situation traumatisiert werden, zum Beispiel wenn er sich sehr schämt oder er sich unzulänglich und "dumm" fühlt. Unbewusst wird er zukünftige ähnliche Situationen mit diesem negativen Erlebnis verknüpfen. Das Gefühl von Hilflosigkeit, Ausgeliefertsein, Angst vor Ausgrenzung und Versagensangst sind nur einige der Gefühle, die ein Schüler in einer solchen Situation erleben kann. Nicht jeder Schüler muss sich so fühlen, aber manche Schüler reagieren sehr sensibel auf Situationen, in denen sie beschämt oder unter Druck gesetzt werden. "Trauma" bedeutet seelische Verletzung und in diesem Fall ist eine Verletzung entstanden, die dann im Laufe der Unterrichtsstunden sogar eventuell wiederholt wird.
- Ein weiteres Beispiel für ein Fremdsprachentrauma ist ein Kind, dass sich zur Zeit des Spracherwerbs (ab 2 Jahre) Gefühlen von Hilflosigkeit und existentieller Bedrohung ausgesetzt fühlt. Wenn ein solches Kind beispielsweise die Trennung der Eltern nicht versteht, weil es noch zu klein ist und die Erklärungen der Eltern kognitiv nicht erfassen kann, kann sich im Kind das Gefühl von Hilflosigkeit und Bedrohung einstellen, denn die Familie scheint auseinanderzufallen. Für ein kleines Kind ist die Familie die einzige Sicherheit, die es hat. Es geht hier zwar um die Muttersprache, die das Kind in dem Fall noch nicht richtig sprechen kann und noch nicht richtig versteht - aber unsere Muttersprache war für uns früher ebenfalls eine fremde Sprache, die wir erst lernen mussten. Wenn während des Spracherwerbs der Muttersprache Situationen in der Familie auftreten, die das Kind nicht versteht, kann später beim Sprechen einer Fremdsprache wie Englisch dasselbe Gefühl von Ohnmacht auftreten, ohne dass ein realistischer Grund besteht. Das besondere an Traumaspätfolgen ist, dass gegenwärtige Situationen durch die Brille der Vergangenheit betrachtet werden und die alten Angstgefühle die Betroffenen überfluten können.
Wie befreit man sich von einem Fremdsprachentrauma?
Die Kurzversion ist: Betroffene müssen lernen, die unbewussten Reaktionsmuster zu erkennen und diese dann so transformieren, dass sie heute nicht mehr greifen können. Ganz konkret bedeutet dies, dass z.B. der Erwachsene, der früher im Englischunterricht vor der Klasse beschämt wurde, erkennen muss, dass er heute eine solche Beschämung nicht mehr durchleben muss. Dies ist Betroffenen zunächst nicht klar, denn sie gehen davon aus, dass exakt die gleiche Situation, verbunden mit all den negativen Gefühlen, noch einmal auftreten wird. Fakt ist jedoch, dass man als Erwachsener mit einer solchen Situation anders umgehen kann, jedoch muss dieses neue Verhalten von den Betroffenen oft erst in kleinen Schritten gelernt und trainiert werden. Die kognitive Verhaltenstherapie und speziell die Variante aus dem englischsprachigen Raum (Cognitive Behavioral Therapy, kurz CBT) bietet hierfür hervorragende Techniken an, mit denen Menschen lernen können, frei und selbstbewusst Englisch zu sprechen, weil sie erkannt haben, dass sie nicht mehr auf einem "Kinderprogramm" aus der Vergangenheit laufen müssen.
Befreiung von einem Trauma findet erst dann statt, wenn man die Gegenwart nicht mehr mit der Situation aus der Vergangenheit verknüpft - und das ist theoretisch recht einfach zu bewerkstelligen, praktisch jedoch oft mit großen Schwierigkeiten verbunden. Der Grund hierfür ist gewohnheitsmäßiges Denken bzw. Glaubenssätze. Glaubenssätze sind fest verankerte Überzeugungen, die regelrechte Denkgewohnheiten sind, weil sie immer und immer wieder wiederholt und deshalb vom Gehirn als Tatsache akzeptiert werden, ohne dass man es hinterfragt. Man muss also eine neue Gewohnheit lernen, und das beginnt oft mit ganz einfachen Sätzen wie zum Beispiel "Ich kann mir heute selbst zur Seite stehen." Auch Sätze wie "Wer als Erwachsener über jemanden anderen lacht, ist meine Aufmerksamkeit nicht wert." Oft hilft es, diese Sätze mit den Betroffenen so lange zu diskutieren, bis die Überzeugung sich verankert, dass sie wahr sind. Gefühle wie Scham, Angst, etc. werden nur durch unser Denken erzeugt - und unser Denken haben wir in der Hand. Wir können uns jederzeit entscheiden, einen anderen Gedanken zu denken, sprich: eine neue Perspektive einzunehmen. Die Auflösung eines Englischtraumas ist eine mechanische Arbeit, bei der ein altes Denkprogramm quasi überschrieben wird. Dies erfordert Fokussierung, viel Übung und viele Wiederholungen und dabei kann es helfen, einen erfahrenen Therapeuten zur Seite zu haben, der einen darauf hinweisen kann, wenn man in alte Denkmuster zurückfällt.
... Sie schaffen es nicht, ein altes Englischtrauma aufzulösen und fühlen sich beim Englisch sprechen unverhältnismäßig stark blockiert? Schauen Sie gerne auf meine Website: Therapie bei mentalen Englischblockaden.
Zum Weiterlesen:
Über mich:
Ich bin Natalie Marby und ich arbeite (auch online) therapeutisch mit Menschen, die starke Angst vor dem Englisch reden haben. Woher diese Angst vor dem Englisch sprechen kommt, erfahren Sie hier: Ursachen von Englisch Sprechangst.
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