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Denkblockade beim Englisch sprechen: Woher kommt das?

"Mein Kopf war plötzlich leer!" - Haben Sie das beim Englisch reden schon einmal erlebt? Eine Denkblockade beim Sprechen einer Fremdsprache kann ganz plötzlich auftreten, ohne Vorwarnung und es hat fast immer psychische Ursachen. Stress, Selbstzweifel oder innere Konflikte können zu solchen Denkblockaden führen. Lesen Sie hier mehr über die Ursachen, die Vorgänge im Körper und Geist sowie über Techniken zur Selbsthilfe:

Wie kommt es, dass der Kopf beim Englisch sprechen plötzlich leer ist?

Wenn Sie keinen klaren Gedanken mehr fassen können, ist das ein Indikator von Stress. Vor allem in Drucksituationen erleben Menschen beim Englisch sprechen häufig Denkblockaden. Hohe Ansprüche an das eigene Englisch, verbunden mit Erwartungen anderer führen dazu, dass Betroffene einen sogenannten "Blackout" erleben, wie bei einem überlasteten Stromnetz. Ursache ist immer ein zu hoher Leistungsdruck, den man sich meistens selbst macht. Im Grunde handelt es sich hierbei um eine unbewusste Selbstattacke, denn Betroffene üben - ohne es zu merken - selbst so viel Druck auf sich aus, dass sie innerlich zusammenfallen und der Kopf dann schlagartig leer ist. Es handelt sich hier um einen psychischen Abwehrmechanismus, der dazu da ist, Schlimmeres zu verhindern -  also eine Art psychischer Schutz. Das ist für Betroffene zunächst sehr schwer zu akzeptieren, da sie sich gerade durch die Denkblockade schutzlos und ausgeliefert fühlen.

Warum ist eine Denkblockade beim Englisch sprechen ein unbewusster Schutzmechanismus?

Wie oben bereits erwähnt, findet bei Betroffenen ein innerer Kampf statt. Meist kämpfen zwei Anteile, die man den inneren Kritiker und das innere Kind nennen könnte. Das innere Kind ist für das Sprechen der Fremdsprache verantwortlich, da Englisch sprechen ein kreativer Vorgang ist und für kreative Vorgänge das innere Kind maßgeblich verantwortlich ist. Der innere Kritiker ist die Stimme im Kopf, die den Stimmen der früheren Erziehungspersonen (meistens der Eltern) ähnelt. Es kämpft somit der innere Kritiker gegen das innere Kind, indem der Kritiker das Kind maßregelt. Praktisch gesehen läuft ein solcher innerer Kampf als innerer Dialog im Kopf ab, hier ein Beispiel für einen solchen Dialog:

 

Innerer Kritiker: "Dein Englisch ist nicht gut genug!"

Inneres Kind reagiert mit Gefühl: Traurigkeit

Innerer Kritiker: "Sei nicht so ängstlich, von dir wird perfektes Englisch erwartet!"

Inneres Kind reagiert mit Gefühl: Hilflosigkeit

Innerer Kritiker: "Streng dich an, du musst perfekt sein!"

Inneres Kind reagiert mit Gefühl: Widerstand

Innerer Kritiker: "Die anderen werden dich nicht akzeptieren, wenn dein Englisch so schlecht ist!"

Inneres Kind reagiert mit Gefühl: Angst

Innerer Kritiker: "Ich schubse dich jetzt in die englische Situation, damit du funktionierst!"

Inneres Kind reagiert mit Gefühl: Überforderung (daraus entsteht dann die Denkblockade)

 

Wie Sie sehen, kann dieser Kampf nicht gewonnen werden, denn ohne das innere Kind kann man keine Fremdsprache sprechen. Das innere Kind ist für die kreative Leistung des Englisch sprechens verantwortlich. Bestimmt haben auch Sie schon mal versucht, Englisch ohne das innere Kind zu sprechen, z.B. indem Sie versucht haben, Englisch "logisch" zu sprechen, d.h. Wort für Wort genau übersetzt und die Grammatik ganz präzise angewendet. Das führt dazu, dass der Sprachfluss versiegt, denn eine Fremdsprache muss man ohne nachzudenken sprechen - und genau das ist die kreative Leistung des inneren Kindes.

Das innere Kind muss sich beim Englisch sprechen sicher und gewertschätzt fühlen

Um Englisch frei und fließend zu sprechen, muss Ihr inneres Kind sich geschützt und bedingungslos geliebt fühlen. Wie macht man das? Die Antwort ist einfach und gleichzeitig schwierig umzusetzen, weil die meisten Menschen darin keine Übung haben. Der Schlüssel ist wie man mit sich selbst redet und umgeht während man Englisch redet. Anstatt sich selbst zu kritisieren, abzuwerten oder einzuschüchtern muss man lernen, sich selbst aufzubauen, zu unterstützen und zu helfen. In der Praxis sieht das dann so aus:

  • Die innere Stimme sagt: "Dein Englisch ist schlecht"
  • Sie müssen dann lernen, sich selbst blitzschnell zur Seite zu stehen: "Ich gebe mein Bestes"
  • Die innere Stimme wird nicht locker lassen und z.B. sagen: "Dein Bestes ist aber nicht gut genug"
  • Dann müssen Sie sich selbst noch mehr unterstützen: "Ich habe noch keine Kritik zu meinem Englisch gehört"
  • Wenn dann die innere Stimme sagt: "Du fliegst mit deinem schlechten Englisch aber bald auf!"
  • dann müssen Sie sich selbst sagen: "Ich lerne von Tag zu Tag dazu und mein Englisch wird immer besser."
  • Vielleicht sagt dann die innere Stimme: "Dein Englisch muss aber jetzt gut sein!"
  • Dann können Sie erwidern: "Jeder hat mal angefangen, ich gebe mein Bestes" usw.

Es geht also darum, der inneren Stimme Einhalt zu gebieten, damit Ihr inneres Kind (Ihr kreativer Anteil) sich von Ihnen (der erwachsenen Person) geschützt fühlt. Viele Menschen können das nicht, weil sie diese Behandlung als Kind nicht erlebt haben: Sie wurden nicht unterstützt oder verteidigt, sondern vielleicht nur kritisiert, aber nie gelobt. Solchen Menschen fällt es dann besonders schwer, sich selbst diesen emotionalen Support zu geben. Es ist jedoch essentiell, dies zu lernen, sonst wird man die Unsicherheit beim Englisch sprechen nicht los.

Warum ist es so wichtig, diesen Selbst-Support beim Englisch sprechen zu lernen?

Die Antwort dazu lautet: Weil Sie kein Kind mehr sind. Als Sie ein Kind waren, hatten Sie das Recht, diesen Support von Ihren Bezugspersonen zu erhalten. Leider erhält jedoch nicht jedes Kind diese bedingungslose Unterstützung und dann wird aus diesem Kind ein Erwachsener, der sich nie unterstützt gefühlt hat. Ergebnis ist, dass solche Menschen sich nicht selbst unterstützen können, weil sie diese Behandlung nie bekommen haben. Sie glauben sogar, es gar nicht zu verdienen. Wenn diese Menschen dann Englisch reden, suchen sie nach positivem Feedback im Außen, damit sie sich sicher fühlen können. Das führt jedoch unweigerlich zu Problemen, denn als Erwachsene begeben wir uns in Gefahr, wenn wir das positive Feedback anderer brauchen. Wir können uns nicht darauf verlassen: Manchmal finden uns andere gut, manchmal nicht. Wichtig ist, dass man sich als Erwachsener selbst gut findet. Natürlich kann man an seinem Englisch arbeiten, keine Frage. Aber man darf nicht zulassen, dass die innere Stimme einen regelrecht "fertigmacht", nur weil man noch nicht perfekt in Englisch ist. Es geht also darum, zu lernen, bei sich zu bleiben, mit sich selbst und seinen Leistungen Frieden zu schließen, an seinen Englischkenntnissen zu arbeiten und zu versuchen, die Unsicherheit zu verstehen und zu akzeptieren - erst dann wird sie weggehen. Das ist wie bei Kindern: Wenn ein Kind Angst hat, wird es noch mehr Angst bekommen, wenn man die Angst des Kindes ablehnt. Es geht also darum, weg vom Gedanken des "Funktionierens" zu kommen und mehr hin zu "Ich verstehe und akzeptiere mich selbst, so wie ich jetzt gerade bin".

"Aber in meinem Job wird von mir perfektes Englisch erwartet!"

Diesen Satz höre ich sehr oft von meinen Klienten. Meist stimmt er gar nicht: In den meisten Fällen ist es vollkommen akzeptiert, wenn ein Mitarbeiter noch nicht perfekt Englisch redet. Jeder weiß, dass sich das erst im Laufe der Zeit, mit zunehmender Sprechpraxis einstellt. Den Druck machen Betroffene sich meistens einfach nur selbst. In den allermeisten Fällen wird niemandem der Kopf abgerissen, wenn er beim Englisch sprechen Fehler macht. Viel wichtiger ist, wie man mit kleinen Unsicherheiten beim Englisch reden umgeht: Schämt man sich, zieht man sich zurück und gibt damit sich selbst und seinem Gesprächspartner ein schlechtes Gefühl? Oder geht man positiv und professionell mit der temporären Schwäche um, sieht jedes englische Meeting als kostenlosen Business-Englischkurs und freut sich, dass er von anderen, die besser sprechen, etwas lernen kann?

Wie kann man lernen, das eigene "schlechte Englisch" besser anzunehmen?

Das ist oft das größte Problem für Deutsche, die noch nicht so gut Englisch sprechen: Sie können es einfach nicht akzeptieren, dass ihr Englisch noch nicht perfekt ist und wollen damit gar nicht erst ein Gespräch beginnen. Das wird jedoch zum Teufelskreis, denn ohne zu sprechen wird das Englisch nicht besser werden. Man muss also eine Zeitlang hinnehmen, dass man nicht perfekt ist. Wenn das nicht akzeptiert werden kann, besteht ein sogenanntes Ego-Problem: Das bedeutet, dass psychologisch gesehen der eigene Stolz verhindert, dass man wachsen und lernen kann - und damit hat man ein echtes Problem. Stolz ist ein Wachstumsverhinderer, denn er lässt uns glauben, dass wir verletzt werden, wenn wir uns unzulänglich zeigen. Das ist jedoch nicht wahr. Wer ein Ego Problem hat, muss an der Beziehung zu sich selbst arbeiten, dann wird der Stolz weniger und man traut sich häufiger zu, sich unperfekt zu zeigen. Je stolzer ein Mensch ist, umso mehr braucht er die positive Bestätigung anderer. Je "unstolzer" ein Mensch ist, umso mehr liebt er sich selbst und kann sich problemlos in Situationen begeben, in denen er von anderen vielleicht nicht sofort gefeiert wird. Er hat ja immer noch sich selbst, er liebt sich selbst und nimmt sich selbst bedingungslos an. Das ist der Schutz, der Menschen ermöglicht, Neues zu wagen und Dinge auszuprobieren, die sie noch nicht 100%-ig können. Wir können immer Verantwortung dafür übernehmen, dass unser Englisch noch nicht perfekt ist und daran arbeiten. Aber wir sollten nicht aus Angst vor Verurteilung das Englisch sprechen einfach verweigern. Wer aus der Verweigerung nicht mehr herauskommt, benötigt vermutlich psychologische Unterstützung, z.B. in Form einer Therapie gegen Englisch Sprechangst.

Über mich:

Ich bin Natalie Marby und ich arbeite therapeutisch mit Menschen, die an einer sogenannten Englisch Phobie leiden. Kontaktieren Sie mich gerne, wenn Sie an einem kostenfreien Erstgespräch Interesse haben.

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