Kann man beim Englischlernen psychisch blockiert sein? Die Antwort lautet Ja, denn die Psyche spielt beim Lernen eine entscheidende Rolle. Unbewusste Ängste, innere Konflikte oder starke Selbstzweifel können das Verinnerlichen neuer Inhalte verhindern und man kommt beim Lernen dann "einfach nicht voran". Lesen Sie hier, welche typischen psychologischen Faktoren das Lernen bremsen und was man dagegen tun kann:
Zu großer Leistungsdruck
Viele Menschen üben - ohne es zu merken - einen enormen Druck auf sich selbst aus, während sie lernen. Die Vorgänge, die sich dabei im Gehirn abspielen, laufen weitestgehend unbemerkt ab: Man zwingt sich zum Beispiel, Vokabeln zu lernen, ohne dass es Freude macht. Oder man kritisiert sich dafür, dass man eine bestimmte Vokabel "schon wieder nicht wusste", obwohl man es doch schon hundert Mal wiederholt hat. Auch beim Festlegen der Lernmenge machen viele Menschen den Fehler, zu viel Druck auf sich selbst auszuüben und dann blockiert der kreative Teil des Gehirns, der für das Lernen erforderlich ist.
Unkreatives Lernen
Beim Lernen einer Fremdsprache ist der kreative Teil des Gehirns gefragt, denn das Abrufen und Sprechen einer Fremdsprache ist ein kreativer Vorgang. In der Schule wird Englisch linear gelernt (d.h. unkreativ), denn beim Schulenglisch liegt der Fokus auf dem richtigen "Bauen" von Sätzen, korrekter Grammatik und kurzzeitigem Lernen und Abrufen von Vokabeln. Aus diesem Grund erkennen viele Menschen später im Beruf, dass ihnen ihr Schulenglisch nicht sehr viel nützt. Oft gleichen Auslandsaufenthalte oder Business Englisch Kurse das Schulenglisch aus, indem sie es alltagstauglicher machen. Wenn man Englisch nachhaltig lernen möchte, sollte man sich auf kreatives Lernen fokussieren. Viele Sprachenschulen haben sich bereits dieser Lernmethode verschrieben, bei der der spielerische Umgang mit der Sprache gezielt gefördert wird.
Vergleich mit anderen, die besser sprechen
Nichts blockiert den Lernerfolg mehr, als wenn man sich beim Lernen mit anderen vergleicht, die vermeintlich besser, flüssiger oder gebildeter Englisch sprechen. Im Grunde ist jedes englische Meeting ein kostenfreier, maßgeschneiderter Business Englisch Kurs und man könnte jedes Meeting dafür nutzen, von seinen Kollegen zu lernen. Was jedoch tatsächlich passiert, ist meist das Gegenteil: Anstatt von den Kollegen zu lernen vergleichen sich Menschen mit diesen und verhindern dadurch psychisch, dass sie von den erfahrenen Englisch-Sprechern etwas lernen. Wenn man sich nämlich negativ mit anderen vergleicht und sich selbst als schlechter beurteilt, sinkt das eigene Selbstwertgefühl - es ist im Grunde ein Selbstangriff, den man vornimmt. Und ein solcher Selbstangriff führt dazu, dass keine neuen Inhalte vom Gehirn aufgenommen werden können, denn das Gehirn signalisiert aufgrund des Selbstangriffs "Gefahr". Und wenn Gefahr droht, lernen wir nicht, wir reagieren nur und verlassen innerlich oder sogar äußerlich die Situation, indem wir sie vermeiden. Wenn man sich mit anderen vergleicht, macht man innerlich quasi dicht und dieser Vorgang ist psychologisch gesehen dafür verantwortlich, dass man dann nichts mehr lernt, was sehr schade ist.
Mangelnder Selbstsupport
Wenn man beruflich eine Fremdsprache spricht, muss man sich selbst fest zur Seite stehen, denn seien wir mal ehrlich: Fehler beim Englisch sprechen sind völlig normal und jedem kann es passieren, dass man gerade das richtige Wort nicht weiß. Auch Blackouts sind völlig normal und kein Weltuntergang. Entscheidend ist hierbei, wie man in einer solchen Situation mit sich selbst umgeht: Kann man sich selbst innerlich trösten, aufbauen und motivieren, trotz "Komplettversagen"? Niemand hat seinen Job nur wegen seiner Englischkenntnisse, die Fremdsprache ist in den meisten Berufen lediglich ein Werkzeug, das Menschen unterschiedlich gut beherrschen. Nur weil jemand nicht so gut Englisch spricht, heisst das nicht, dass er seinen Job schlechter macht, oft ist sogar das Gegenteil der Fall. Trotzdem haben sehr viele Menschen, die beruflich erfolgreich und kompetent sind, beim Englisch sprechen Angst, dass sie imkompetent erscheinen. In den allermeisten Fällen haben Vorgesetzte und Geschäftspartner vollstes Verständnis dafür, dass jemand nicht fließend Englisch spricht. Betroffene selber sind jedoch sehr oft auf dem Kriegspfad mit sich selbst und können sich in Notsituationen nicht selbst supporten. Das führt dann dazu, dass das Gehirn blockiert und dann fällt einem oft nicht einmal auf Deutsch etwas ein. Die Psyche ist somit entscheidend daran beteilgt, den Sprachfluss zu steuern und nur wer gelernt hat, sich bei Unsicherheit und Aussetzern selbst zur Seite zu stehen kann eine Fremdsprache erfolgreich sprechen und dadurch von Mal zu Mal verbessern. Wie lernt man, sich selbst zu supporten? Indem man zunächst wahrnimmt, wie gemein man zu sich selbst ist - das ist vielen Menschen gar nicht bewusst. Nur als Beispiel: Allein der Gedanke "Was habe ich da schon wieder für einen Mist zusammengestammelt" genügt, um das Lernen zu blockieren. Was nötig wäre, ist ein Gedanke wie zum Beispiel: "Ich habe mein Bestes gegeben, das wird schon." Das Erkennen und bewusste Wahrnehmen von mangelndem Selbstsupport lernt man am Besten mit einem Coach oder Therapeuten, denn die eigenen automatischen Gedankengewohnheiten sind ohne eine neutrale Person von außen schwer zu erkennen.
Wunsch nach Anerkennung
Wer zu sehr danach strebt, von außen anerkannt zu werden und seine Identität zum Beispiel auf sein berufliches Ansehen reduziert, wird große Schwierigkeiten haben, eine Fremdsprache erfolgreich zu sprechen und zu lernen. Denn der Wunsch nach Anerkennung beinhaltet den Wunsch, für die anderen "gut" zu sein. Beim Englisch lernen drückt das Betroffene dann wieder in die Schulsituation: Man lernt für andere - früher war das der Lehrer oder die Lehrerin, heute sind es der Chef oder die Kollegen, die man beeindrucken möchte. Lernen für die anderen macht jedoch keinen Spaß und das Gehirn wird aus diesem Grund wieder blockieren. Nur wenn echte Freude im Spiel ist, wird Lernen nachhaltig und produktiv. Um das zu erreichen, muss man den Wunsch nach Anerkennung von außen aufgeben. Das ist für viele Menschen immens schwer und oft ist ihnen auch gar nicht bewusst, dass sie diesen starken Wunsch an die Außenwelt haben. Machen Sie sich beim Englisch lernen immer wieder deutlich, für wen Sie lernen: Nur für sich selbst. Und loben Sie sich viel, auch wenn sie anscheinend "versagt" haben, denn allein der Versuch, Englisch zu sprechen, ist schon eine Leistung und verdient deshalb Lob.
Unrealistische Befürchtungen
Man mag es eigentlich nicht glauben, aber ich höre sehr oft den Satz: "Ich habe Angst, dass ich meinen Job verlieren, wenn mein Englisch nicht gut genug ist." Erst nach langer, zäher Diskussion und viel Überzeugungsarbeit lassen sich solche Befürchtungen als unrealistisch auflösen. Oft sind Klienten später von sich selbst überrascht, weil sie nicht verstehen können, wie fest sie an solche Überzeugungen geglaubt haben. Das Erkennen und Auflösen negativer Glaubenssätze ist ein entscheidender Faktor beim Lernen einer Fremdsprache, denn wer Angst hat, seinen Job zu verlieren, wird beim Lernen von Angst begleitet. Und Angst verhindert das Lernen: Wer Angst hat, lernt nicht. Unrealistische Befürchtungen zu erkennen und aufzulösen ist ein großer Teil meiner Arbeit mit Englischangst Klienten. Wenn Sie hierzu mehr erfahren möchten, lesen Sie hier weiter: Therapie bei Fremdsprachenangst
Blog:
Weitere hilfreiche Artikel und Tipps rund um das Thema Fremdsprachenangst finden Sie hier:
Podcast:
Erfahren Sie mehr über das Thema Englisch Sprechangst und wie man diese überwinden kann:
Über mich:
Ich bin Natalie Marby und ich arbeite (auch online) therapeutisch mit Menschen, die starke Angst vor dem Englisch reden haben. Woher diese Angst vor dem Englisch sprechen kommt, erfahren Sie hier: Ursachen von Englisch Sprechangst
Kontakt:
Klicken Sie hier, um mir eine Nachricht zu senden und um ein kostenfreies Erstgespräch zu vereinbaren. Das Erstgespräch findet telefonisch statt, ist nur auf Deutsch und dauert in der Regel 45-60 Minuten. Wir besprechen darin Ihre individuelle Thematik und ich erkläre Ihnen, wie ich in Ihrem speziellen Fall vorgehen würde. Ich freue mich, von Ihnen zu hören!
Kommentar schreiben