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Englische Online-Meetings machen Angst? Das könnte dahinter stecken

Kennen Sie das: In Präsenzmeetings haben Sie gar kein Problem mit dem Englisch reden, aber sobald Sie in einem Zoom- oder Teams-Call sitzen, schnürt sich Ihnen der Hals zu? Und es fällt Ihnen kein englisches Wort mehr ein? Dahinter könnte eine Fremdsprachenangst stecken, die in Präsenzmeetings nicht spürbar ist, in Online Meetings jedoch ganz plötzlich ohne Vorwarnung in Erscheinung tritt. Lesen Sie hier mehr über die Hintergründe dieser Angst und was Sie dagegen tun können:

Woher kommt die Fremdsprachenangst in Online Meetings?

Zum einen lässt sich die Körpersprache des Gesprächspartners in einem Videocall nicht genau einschätzen, da man nur einen Teil des Körpers sieht und den Menschen nicht so gut "spürt". Oft sind im Videocall mehrere Teilnehmer und jeder ist als kleines Kästchen auf dem Bildschirm zu sehen - und man kann nicht alle auf einmal in den Blick nehmen. Daraus kann bei manchen Menschen ein Unsicherheitsgefühl entstehen, weil sie glauben, nicht die Kontrolle darüber zu haben, wie andere reagieren, was sie von einem denken und wieviel Aufmerksamkeit sie einem gerade schenken (auch Aufmerksamkeit kann Angst machen). Im englischsprachigen Raum gibt es dafür ein Wort: "Zoom Anxiety", also die Angst vor Zoom Calls. Für manche Menschen ist es aus den oben genannten Gründen demnach ohnehin schon schwierig, in Videocalls entspannt zu sein. Manchmal kann sich zu dieser Zoom Anxiety noch die Angst einschleichen, in dieser sowieso schon unsicheren Situation auch noch eine fremde Sprache zu sprechen. Aus dieser doppelten Unsicherheit kann dann manchmal regelrechte Panik entstehen.

 

Ein weiterer Aspekt ist der, dass man in Online Meetings ständig frontal vor allen Gesprächsteilnehmern sitzt. Man kann sich nicht verstecken, ist jederzeit und von jedem Blickwinkel aus komplett sichtbar. Das kann bei manchen Menschen großen Stress auslösen. Wenn Sie dann noch in Englisch reden sollen, kann es in eine große Überforderung münden, die sie dann regelrecht verstummen lassen, weil sie sich nicht sicher fühlen. Zu dieser Unsicherheit kommt dann oft noch die Ermüdung, die ganz natürlich aus dem ständigen Blick auf den Bildschirm folgt. In einem Präsenzmeeting kann man den Blick im Raum schweifen lassen, ohne dass man unkonzentriert wirkt. In einem Online Meeting geht das nicht, denn der kontinuierliche Blick auf den Bildschirm ist essentiell, um auf das Gegenüber präsent und fokussiert zu wirken. Das kann sehr anstrengend sein und addiert sich als Schwierigkeit zum Sprechen in der Fremdsprache, was für sich allein schon eine große Herausforderung darstellt.

"Aber warum habe nur ich diese Englischangst in Online Meetings und andere nicht?"

Es gibt Menschen, die sich problemlos an neue Situationen anpassen können und dort sogar Herausforderungen scheinbar mühelos meistern. Aus psychologischer Sicht ist ein Online Meeting eine soziale Interaktion, der gewisse Kontrollmechanismen fehlen: Ich habe weniger Kontrolle über meine Wirkung, über die Reaktion meines Gesprächspartners, über meine Akzeptanz beim Gegenüber und auch über den generellen Verlauf des Gesprächs, denn Präsenzmeetings sind einfacher zu moderieren. Auch kann ich mir nie hundertprozentig sicher sein, dass ich die volle Aufmerksamkeit meines Gesprächspartners habe, auch das kann bei manchen Menschen Unsicherheit auslösen. Psychologisch gesehen erzeugt ein Online Meeting eine gewisse Einsamkeit, weil wir uns ohne die körperliche Anwesenheit des anderen Menschen nicht wirklich verbunden fühlen. Der Grund hierfür ist unsere Konditionierung: Wir haben einfach gelernt, dass menschliche Verbindung aus der physischen Nähe resultiert, auch wenn das im Grunde gar nicht erforderlich ist, um sich verbunden zu fühlen. Verbundenheit mit anderen folgt immer aus der Verbundenheit mit sich selbst - dieser Aspekt ist vielen Menschen nicht bekannt und fällt auch vielen in der Umsetzung oft sehr schwer.

Sie müssen die Verbindung mit sich selbst stärken, um im Videocall selbstsicher Englisch zu reden:

Den Fehler, den viele Menschen im Videocall machen, ist folgender: Sie geben ihre gesamte Aufmerksamkeit auf den Bildschirm und versuchen mit aller Kraft, über das, was sie sehen, eine Verbindung herzustellen, um sich sicher zu fühlen. Bis zu einem gewissen Grad kann das gelingen, aber der Grad an Unverbundenheit wird beim Online Call immer größer sein als der Grad der Verbundenheit. Man fühlt sich somit allein, unverbunden, bewertet und beobachtet. Und in einer solche Atmosphäre kann ein Mensch üblicherweise keine kreative Leistung bringen, die für alle zufriedenstellend ist. Eine Fremdsprache zu sprechen ist eine kreative Leistung und diese kommt immer vom inneren Kind (dem spielerischen, sorglosen Teil in uns, der "einfach macht", ohne nachzudenken). Ein inneres Kind, das sich beobachtet und negativ bewertet fühlt, wird sich unsicher und nicht bedingungslos geliebt fühlen und dann blockiert es. Im Ergebnis kann man dann einfach kein Englisch sprechen, es kommen keine Worte oder man verhaspelt sich ständig. Um frei und sicher Englisch zu reden, muss man eine gute Beziehung zu seinem inneren Kind haben. Das ist für viele in normalen Meetings schon schwer, in Online Meetings stellt es oft eine nicht zu bewältigende Aufgabe dar. Eine gute Beziehung zum inneren Kind ist aber die Verbindung, die Sie brauchen, um im Online Meeting selbstbewusst auftreten zu können und eine Fremdsprache ohne Angst zu sprechen.

Wie stellt man beim Englisch sprechen eine gute Verbindung zum inneren Kind her?

Die gute Verbindung entsteht aus der Art und Weise, wie man gedanklich mit sich selbst redet: Wenn man Englisch spricht und sich dabei im Kopf selbst abwertet, dann fühlt sich das innere Kind (das ja das Englisch liefert) ebenfalls abgewertet. Bei kreativen Leistungen ist Selbstkritik immer ein Angriff auf das innere Kind und es wird komplett blockieren, weil es sich nicht sicher fühlt. Um sich sicher zu fühlen, benötigt das innere Kind bedingungslose Akzeptanz und Liebe - sprich: Es braucht das Gefühl, Fehler machen zu dürfen und trotzdem geliebt und gewertschätzt zu sein. Und genau da haben viele Menschen ein Problem: Sie können sich selbst (und damit ihr inneres Kind) einfach nicht annehmen, wenn sie Fehler beim Englisch sprechen machen. Fehler sind aber ganz normal, Blackouts auch und sogar ein Komplettversagen beim Englisch reden ist etwas sehr menschliches, wenn man aufgeregt ist. Es ist somit essentiell, darauf zu achten, wie man mit sich selbst umgeht und gedanklich redet, wenn man beim Englisch reden "einen Fehler" macht.

Die gute Verbindung zum inneren Kind stärkt Sie in englischen Video Calls

Wenn Sie es schaffen, Ihre Gedanken positiv zu managen und Selbstkritik beim Englisch reden nicht zuzulassen bzw. sofort positiv zu korrigieren, werden Sie sich mit sich selbst besser verbunden fühlen. Diese Verbundenheit mit sich selbst wird dazu führen, dass Sie sich in Online Meetings nicht mehr so einsam und so bewertet fühlen und dadurch können Sie dann freier in der Fremdsprache sprechen. Eine gute Verbundenheit mit sich selbst macht unabhängig von der Bewertung anderer, denn nun haben Sie ja sich selbst, Sie unterstützen sich mit positiven und selbstunterstützenden Gedanken und ermöglichen dadurch Ihrem inneren Kind, sich sicher und geliebt zu fühlen. Und dadurch entsteht dann der "Flow" beim Englisch reden, wenn die Fremdsprache einfach so aus einem herausfließt, ohne dass man darüber nachdenken muss. Die Verbindung zum inneren Kind ermöglicht Ihnen, nicht mehr so sehr im Bildschirm nach Akzeptanz, Zugehörigkeit oder Wertschätzung zu suchen - denn dort sind diese Dinge sowieso nicht zu finden. Man findet diese Dinge immer nur in sich selbst und erfährt es dann als Spiegelung im Außen. Beginnen muss man somit immer bei der Verbindung mit sich selbst und der Eigenwertschätzung und Selbstakzeptanz und dann spürt man irgendwann, dass man sich im Online Meeting entspannen kann - und dann fließt die Fremdsprache von ganz allein.

Blog:

Weitere hilfreiche Artikel und Tipps rund um das Thema Fremdsprachenangst finden Sie hier:

Blog zum Thema Angst vor dem Englisch reden

Podcast:

Erfahren Sie mehr über das Thema Englisch Sprechangst und wie man diese überwinden kann:

Spotify Podcast "Englisch frei sprechen" von Natalie Marby

Über mich:

Ich bin Natalie Marby und ich arbeite (auch online) therapeutisch mit Menschen, die starke Angst vor dem Englisch reden haben. Wenn Sie dieses Thema interessiert, erfahren Sie hier mehr: Therapie bei Fremdsprachenangst

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