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"Wie kann ich Englisch reden, ohne mich dabei ängstlich zu fühlen?"

Viele Menschen wünschen sich, Englisch einfach drauflos sprechen zu können, ohne Angst davor zu haben, eventuell Fehler zu machen. Aber wie bekommt man das hin? Der innere Kritiker springt bei vielen ganz automatisch an und führt dazu, dass man viel zu viel über das nachdenkt, was man beim Englisch reden so von sich gibt und sich zudem selbst unnötig abwertet, z.B. durch übertriebenen Perfektionismus. Das schafft beim Englisch sprechen eine Grundstimmung von Angst. Lesen Sie hier, wie man es schaffen kann, sich mental beim Englisch sprechen zu entspannen und dadurch freier zu sprechen:

Warum fängt man an, sich beim Englisch sprechen so scharf zu kritisieren?

Die meisten Menschen gehen beim Sprechen einer Fremdsprache in den "Denkmodus" über, um möglichst keine Fehler zu machen. Sie wollen kontrollieren, dass das, was sie sagen, auch "richtig" ist. Was sie dabei vergessen, ist: Als Erwachsener ist man nicht mehr in der Schule und es kommt auf andere Dinge an. Richtige Grammatik, korrekter Satzbau, richtiges Anwenden von unregelmäßigen Verben - all diese Dinge waren in der Schule essentiell, im wirklichen Leben und beim "echten Englisch reden" stören sie aber. Die Selbstkritik dient also dazu, etwas zu bewerkstelligen, was gar nicht (mehr) erforderlich ist, denn beim Englisch reden im Job zum Beispiel kommt es viel mehr darauf an, selbstbewusst und kompetent zu wirken, als fehlerfreies Englisch zu reden. Kleine Fehler sind vollkommen okay, solange man sympathisch wirkt und seinen Gesprächspartner für sich gewinnen kann. Menschen, die beim Englisch sprechen über ihren Satzbau nachdenken, wirken jedoch eher unsympathisch, weil sie verkrampft sind und sich selbst beim Sprechen unbewusst regelrecht fertigmachen. Nicht über das eigene Englisch nachzudenken ist somit ein sehr wichter Skill, der einen befähigt, eine Fremdsprache so zu sprechen, dass sie zu einem Hilfsmittel und nicht zu einem Hindernis wird. Das Korrigieren und Kritisieren im Kopf ist ein Überbleibsel aus der Schulzeit und es ist unbedingt erforderlich, aus dieser inneren Schülerhaltung herauszukommen, wenn man als Erwachsener erfolgreich Englisch reden will.

Geht das überhaupt: Englisch reden, ohne bei sich selbst nach Fehlern zu suchen?

Ja, das geht - man muss dabei aber ein Stück Kontrolle abgeben und das mögen viele Menschen nicht. Eine Fremdsprache zu sprechen ist ein kreativer Vorgang: Man kann eine Fremdsprache nicht "logisch" sprechen, denn Fremdsprachen sind nicht logisch aufgebaut. Um eine Fremdsprache fließend und frei zu sprechen, muss man in eine Art kreativen Flow kommen, man muss es zulassen. Das Problem ist, dass die meisten Menschen ihren ersten Kontakt mit Englisch in der Schule hatten, im Englischunterricht. Und der schulische Englischunterricht bereitet Kinder nicht darauf vor, die Sprache später frei und kreativ zu sprechen, denn die Sprache wird im Unterricht überwiegend systematisch vermittelt: Es werden Regeln gelernt und alles, was nicht einer Regel unterliegt (wie z.B. unregelmäßige Verben) wird auswendig gelernt. Man lernt somit als Kind Englisch überwiegend logisch-systematisch (Regeln) und zum Teil auch noch einfach auswendig gelernt und der auswendig gelernte Teil wird später sehr schnell vergessen. Die Regeln prägen sich vielleicht noch etwas länger ein und das führt dann später als Erwachsener zum Nachdenken beim Sprechen der englischen Sprache. Man muss also, um beim Englisch reden nicht nachzudenken, alles vergessen, was man in der Schule gelernt hat - und das fällt vielen Menschen schwer.

Wenn man alles vergisst, was man an Regeln gelernt hat, wie kann man dann noch korrekt Englisch reden?

Als Erwachsener verbessert man eine Fremdsprache nur dadurch, dass man sie spricht. Dabei muss man zulassen, dass man Fehler macht und vielleicht nicht immer exakt das ausdrückt, was man sagen will. Hier liegt bei vielen Menschen eine mentale Sperre, weil sie das nicht mögen: Es fühlt sich an, als würde man die Kontrolle darüber verlieren, wie man von anderen gesehen wird, wenn man Englisch einfach drauflos redet. Viele befürchten, dumm zu wirken oder ungebildet. Das Nachdenken soll dann helfen, nicht so zu wirken, nach dem Motto "Wenn ich über Englisch nachdenke, werde ich es richtig machen und dann denkt keiner, das ich dumm bin." Dies wird jedoch langfristig zur Falle, weil man, um sich als Erwachsener zu verbessern, das Risiko des Nicht-Nachdenkens auf sich nehmen muss. Es handelt sich bei den meisten Menschen um eine unbewusste Angst, dieses Nachdenken aufzugeben, aus diesem Grund ist es auch so schwer, diese Gewohnheit zu verändern. Um nicht mehr nachzudenken, während man Englisch redet, muss man zunächst verstehen, wovor man unbewusst Angst hat. Erst dann kann das Nachdenken aufgegeben werden, um freier und kreativer Englisch reden zu können.

Welche unbewusste Angst steckt hinter dem Nachdenken beim Englisch sprechen?

Es handelt sich in den allermeisten Fällen um die Angst, in den Augen anderer Menschen als dumm zu gelten, weil man eventuell Fehler beim Englisch sprechen macht. Das Nachdenken soll also die Kontrolle darüber wahren, wie andere einen sehen. Was man sich hierbei anschauen muss, ist folgendes: Warum sollte ein Mensch, der ohne nachzudenken (also sorglos) eine Fremdsprache spricht, dumm wirken? Die Gründe hierfür liegen bei den meisten Menschen in der Kindheit. Als Kind hat man ja noch sehr sorglos vor sich hingesprochen, vielleicht geplappert, in jedem Fall aber ganz bestimmt ohne viel darüber nachzudenken, was man sagt. Und wenn ein Mensch als Kind negative Erfahrungen damit gemacht hat, zum Beispiel wenn dieses Kind von seinen ältereren Geschwistern aufgezogen wurde, weil es einfach etwas geplappert hat, dann kann sich das bei einem Menschen als unbewusste Angst festsetzen, bloß nicht einfach darauflos zu plappern, wenn man eine Sprache noch nicht so gut beherrscht. Das Sprechen einer Fremdsprache erinnert jeden Menschen unbewusst an die Kindheit, als man die eigene Muttersprache noch nicht so gut beherrschte wie die Erwachsenen. Man spricht nicht so gut, wie die anderen (älteren), man versteht vieles nicht, was für Erwachsene selbstverständlich ist, man kann auch noch nicht so gut ausdrücken, was man sagen will. Als wir Kinder waren, haben wir uns eine Zeitlang genau so gefühlt, wie heute beim Sprechen einer Fremdsprache: Unbeholfen, unsicher, wackelig - und wenn man als Kind das Gefühl bekommen hat, der oder die kleine Dumme zu sein, dann wird man dieses Gefühl als Erwachsener unbedingt vermeiden wollen, man will nicht schon wieder das Gefühl haben, der oder die Dumme zu sein. Das lässt sich aber beim Sprechen einer fremden Sprache einfach nicht komplett vermeiden, dass man sich ein bisschen "dumm" oder unbeholfen fühlt. Die Kunst ist es, als Erwachsener über den Dingen zu stehen und sich selbst immer wieder daran zu erinnern, dass man nicht mehr in der Schule ist und dass es nicht auf perfektes Englisch ankommt, sondern nur darauf, wie man es anwendet, zum Beispiel für seinen Beruf. Dieses Mindset ist aber für viele Menschen extrem schwierig in die Tat umzusetzen, weil sie sich unbewusst mit Händen und Füßen gegen das alte Gefühl, dumm zu wirken, wehren. Daraus entsteht dann dieses Nachdenken - es soll die Kontrolle darüber wahren, dass man nicht als dumm dasteht. Was man dabei aber beachten muss, ist folgendes: Es handelt sich hierbei um eine Art Überlebensprogramm aus der Kindheit, denn jedes Kind möchte Aufmerksamkeit und Anerkennung und deshalb entwickeln Kinder Strategien, um vor den Eltern zum Beispiel als klug angesehen zu werden, denn ein Kind glaubt, dass es dann geliebt wird. Problem ist jedoch, wenn man als Erwachsener noch eine solche Überlebensstrategie aus der Kindheit anwendet, gerät man in Schwierigkeiten. Was als Kind vielleicht noch funktioniert hat ("ich strenge mich an, keine Fehler zu machen und dann werde ich geliebt"), funktioniert im Erwachsenenleben nicht mehr. Die Anerkennung, die Sie brauchen, müssen Sie sich selbst geben - kein anderer wird Ihnen diese innere Sicherheit geben, die Sie brauchen. Das bedeutet, dass Sie aufhören müssen, an Perfektionismus zu glauben und daran, dass Leistung Ihnen ein Gefühl von Sicherheit geben kann. Das mag manchmal so wirken, aber in Wahrheit kann Sicherheit nur von innen kommen. Wenn man Sicherheit im Außen sucht, zum Beispiel indem man sichergehen will, dass andere positiv über einen denken, dann macht man sich abhängig von der Meinung anderer und dann wird das Leben extrem anstrengend. Man muss sich also dieser Angst stellen, die Meinung anderer nicht kontrollieren zu können und muss lernen, sich selbst Anerkennung zu geben. Aus dieser Haltung heraus kann dann ein freies und sorgloses Englischsprechen entstehen, mit dem man kreativ Gespräche führen kann, die dann oft viel zielführender sind, als präzise im Kopf aufgebaute Sätze.

Wie überwindet man die Angst, dumm zu wirken?

Eine solche Angst kann man nur überwinden, indem man die eigene Meinung von sich selbst korrigiert. Man muss sich also anschauen, was man selber von sich hält: Bin ich wirklich dumm? Gibt es irgendwo in mir einen Zweifel an meiner Intelligenz? Und wenn ja, warum ist das so? Sich selbst solche Fragen zu stellen kann unangenehm sein, weil man an alte, längst vergangene Wunden rührt. Kaum ein Mensch hat in seinem Leben nicht einmal das Gefühl gehabt, dumm zu wirken. Im Grunde ist jede Kindheit ein Gefühl von Dummheit, Kleinheit und Unwichtigkeit, denn als Kind hat man nun mal noch nicht das Wissen der Erwachsenen. Je nachdem, wie die Kindheit verlief, wird ein Mensch mit Selbstbewusstsein oder mit einem Mangel an Selbstwert in das Erwachsenenleben übergehen. Hat man einen Mangel an Selbstwert mitbekommen, dann muss dieser als Erwachsener korrigiert werden, und zwar von einem selbst, denn niemand anderes kann das für Sie machen, sobald die Kindheit vorbei ist. Der erste Schritt, um die Angst davor, dumm zu wirken, zu überwinden, ist somit: Man muss den Wunsch aufgeben, ein Gefühl von Selbstwert von anderen zu bekommen. Und man muss die Entscheidung treffen, den Selbstwert in sich selbst aufzubauen.

Wie baut man für sich selbst einen gesunden Selbstwert auf?

Der wichtigste Aspekt hierbei ist, dass man erkennt, dass Selbstwert nicht vom "Tun" kommt, also nicht von Leistung. Ein gesunder Selbstwert kommt von der Erkenntnis, dass das eigene Dasein bereits wertvoll ist und dass man nichts dafür tun muss, um wertvoll zu sein. Das ist bedingungslose Selbstliebe: So, wie ich bin, bin ich gut. Aus dieser positiven Haltung zu sich selbst kann man dann daran feilen, negative Glaubenssätze zu überwinden. Praktisch gesehen sieht das dann zum Beispiel so aus:

  • Aus "Ich genüge nicht" wird dann: "Ich gebe immer mein Bestes"
  • Aus "Mein Englisch reicht nicht" wird dann: "Mein Englisch wird von Minute zu Minute besser, wenn ich es spreche"
  • Aus "Die anderen werden denken "Wie hat die/der denn diesen Job bekommen?" wird dann: "Diesen Job habe ich nicht wegen Englisch, sondern wegen meiner beruflichen Kompetenz"
  • Aus "Mein Englisch ist fehlerhaft" wird dann: "Ich bin nicht mehr in der Schule"
  • Aus "Ich wirke nicht souverän" wird dann: "Souverän ist, wer mit vorübergehenden Schwächen professionell umgehen kann, nämlich kein großes Ding daraus zu machen und sich auf sein Ziel zu fokussieren und weiter darauf hinzuarbeiten."

So oder so ähnlich kann man sich selbst gut zureden, wenn man merkt, dass die negative Selbstkritik beim Englisch sprechen einsetzt. Je häufiger man sich solche Sätze sagt, desto mehr wird man sie glauben - so entstehen Glaubenssätze, die wie eine Art Programmierung in unserem Gehirn wirken. Und solche Programmierungen kann man ändern, man muss sich nur entscheiden, anders (positiv) über sich selbst zu denken. Eine Therapie kann helfen, die eigenen negativen Glaubenssätze bezüglich des Selbstwertes zu identifizieren und positive Glaubenssätze zu verankern. Besonders geeignet ist hierfür die kognitive Verhaltensstherapie, mit deren Hilfe man lernt, negative Gefühle und unerwünschtes Verhalten zu verändern.

Therapie bei Fremdsprachenangst:

Ich bin Natalie Marby und ich arbeite (auch online) therapeutisch mit Menschen, die starke Angst vor dem Englisch reden haben. Wenn Sie dieses Thema interessiert, erfahren Sie hier mehr: Therapie bei Fremdsprachenphobie

Blog: Englisch sprechen ohne Angst

Ich schreibe regelmäßig über das Thema Englischangst/Englischphobie, hier finden Sie viele informative Artikel und Tipps: Blog "Angst vor dem Englisch reden"

Podcast: Englisch frei sprechen

Erfahren Sie mehr über das Thema Englisch Sprechangst und wie man diese überwinden kann: Podcast "Englisch frei sprechen" von Natalie Marby

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