Was passiert bei einer Verhaltenstherapie gegen Englischangst?

Eine Verhaltenstherapie dient dazu, unerwünschtes Verhalten, wie zum Beispiel das Vermeiden der englischen Sprache, über das Verändern kognitiver (gedanklicher) Muster zu korrigieren. Dabei geht man in einer Verhaltenstherapie üblicherweise in drei Schritten vor:

  1. Identifizierung der Ursachen für unerwünschtes Verhalten
  2. Durchführung von kognitiven Übungen, die die Ursachen beseitigen
  3. Praktisches Üben des dadurch neu erlernten Verhaltens

Im folgenden Abschnitt erläutere ich jeden Schritt einzeln anhand des Beispiels der Fremdsprachenangst:

1. Identifizierung der Ursachen für Fremdsprachenangst:

Bei den Ursachen kann es sich um vergangene Ereignisse handeln oder auch um aktuell belastende Umstände, wie zum Beispiel beruflicher Stress. Eigentliche Ursache sind jedoch immer die Überzeugungen, die sich im Denken festgesetzt haben. Beispiele für solche "festgefahrenen" und schwer zu lockernden Überzeugungen sind:

  • Ich muss perfekt Englisch sprechen
  • Ich darf keine Schwäche zeigen
  • Wenn ich Fehler mache, sinkt mein Ansehen
  • Ich kann das, was andere über mich denken, durch gute Leistung beeinflussen

Dies sind nur einige Beispiele für Gedanken, die durch Wiederholung zu Gedanken-Gewohnheiten werden, und damit zu festen Überzeugungen, was man dann als "Glaubenssatz" bezeichnet. Das Identifizieren solcher Glaubenssätze ist ein Hauptbestandteil der kognitiven Verhaltenstherapie und hierfür werden üblicherweise folgende Fragen gestellt:

  • Welche Gedanken gehen Ihnen durch den Kopf, sobald Sie daran denken, Englisch zu sprechen?
  • Worauf ist der Hauptteil Ihrer Aufmerksamkeit gerichtet, sobald Sie Englisch-Stress verspüren?
  • Welche Selbstgespräche führen Sie im Kopf, wenn es um das Thema Englisch geht?
  • Gibt es Selbstvorwürfe, Selbstkritik oder sogar vernichtende Urteile, die Sie über sich selbst fällen, wenn Sie Englisch sprechen?

2. Auflösen negativer Glaubenssätze zum Thema Englisch:

Hat man erst einmal die Ursachen in Form von Glaubenssätzen identifiziert, besteht der nächste Schritt im Auflösen dieser Glaubenssätze. Hierbei stellt ein Verhaltenstherapeut typischerweise Fragen wie diese:

  • Stimmen diese Überzeugungen?
  • Ist es nicht eher so, dass.... (Therapeut stellt die Überzeugung infrage und präsentiert eine neue Sichtweise)
  • Kann es sein, dass Ihnen in der Vergangenheit dieser Satz einmal selbst gesagt wurde?
  • An wen erinnert Sie dieser Satz?
  • Welche Person in Ihrer Vergangenheit hätte so einen Satz typischerweise gesagt?
  • Ist dieser Satz der Satz eines Kindes oder eines Erwachsenen?
  • Was würde ein "sicherer Erwachsener" stattdessen sagen?

Anhand dieser und anderer kritischen Fragen lassen sich negative Glaubenssätze umformulieren, wodurch sich dann ein neues, erwünschtes Verhalten zeigt.

3. Praktisches Üben des neu erlernten Verhaltens in Bezug auf Englisch:

Im dritten Schritt einer Verhaltenstherapie geht es darum, die neu erlernten Überzeugungen praktisch in die Tat umzusetzen, indem geübt wird, auf bestimmte Situationen zunächst kognitiv und dann auch verhaltensmäßig anders zu reagieren. Idealerweise wird so lange geübt, zum Beispiel in Rollenspielen oder konkret nachgespielten Situationen, bis der Betroffene spürt, dass eine innerliche Stabilität und innere Sicherheit eintritt. Sogenannte "Trigger" können nicht mehr greifen, weil man die kognitiven Muster verändert hat. Daraus entsteht dann idealerweise ein neues Verhalten, dass auf positiven Überzeugungen basiert. Hier ein Beispiel für die praktische Umsetzung beim Englisch sprechen:

  • aus dem negativen Glaubenssatz "Ich muss perfekt Englisch sprechen, weil"
  • wird ein neuer Glaubenssatz: "Ich darf Fehler machen", verbunden mit einem sicheren Gefühl, dass dieser Satz stimmt.
  • Daraus entsteht dann ein neues Verhalten, bei dem der Betroffene sich angstfrei in englische Situationen begeben kann.

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